- from a 1986 interview F. Rötzer conducted with JD on German radio:
"[...] auf jeden Fall, unglücklicherweise oder glücklicherweise, wie Sie wollen, bin ich nicht mystisch und gibt es nichts Mystisches in meiner Arbeit. Meine Arbeit ist gerade eine Dekonstruktion von Werten, die den Mystizismus begründen, d.h. der Präsenz, des Blickes, der Abwesenheit eines Zeichens (marque), der Unaussprechlichkeit. Wenn ich sage, daß ich kein Mystiker bin, vor allem kein jüdischer, wie Habermas an einer Stelle behauptet, sage ich das nicht, um mich abzusichern, sondern einfach, weil es sich so verhält. Ich bin nicht nur persönlich nicht mystisch, sondern ich bezweifle, dass irgend etwas, was ich schreibe, auch nur die geringste Spur von Mystizismus hat. Insofern gibt es viele Mißverständnisse nicht nur zwischen Habermas und mir, sondern auch zwischen vielen deutschen Lesern und mir, soweit ich das übersehen kann. Das liegt teilweise daran, daß die deutschen Philosophen meine Texte nicht direkt lesen, sondern sich auf sekundäre, oft amerikanische Interpretationen beziehen. Wenn Habermas z.B. von meinem judaisierenden Mystizismus spricht, bezieht er sich auf ein Buch von Susan Handelman, das in meinen Augen zweifellos interessant ist, aber sehr problematisch hinsichtlich der Behauptung, ich sei ein verlorener Sohn des Judaismus. Im übrigen liest man sich nie direkt. Ich weiß wohl, daß man immer von Schemata und Vermittlungen aus liest, also verlange ich auch nicht, daß man mich liest, als ob man sich vor meinen Texten in eine intuitive Extase versetzen könnte, aber ich verlange, daß man vorsichtiger mit den Vermittlungen ist, kritischer bei Übersetzungen und bei Umwegen über Kontexte, die oft sehr weit von meinen entfernt sind."Zurück...
Tr.: "[...] at any rate, unfortunately or fortunately, as you like it, I am not mystical and there is nothing mystical in my work. In fact my work is a deconstruction of values which found mysticism, i.e. of presence, view, of the absence of a marque, of the unspeakable. If I say I am no mystic, particularly not a Jewish one as Habermas claims at one point, then I say that not to protect myself, but simply to state a fact. Not just that personally I am not mystical, but that I doubt whether anything I write has the least trace of mysticism. Insofar there are many misunderstandings not only between Habermas and me, but also between many German readers and me, as far as I can see. In part this is because German philosophers do not read my texts directly, but refer instead to secondary, often American interpretations. For instance if Habermas speaks of my judaistic mysticism he uses a book by Susan Handelman which in my view is certainly interesting, but very problematic regarding the claim that I be a lost son of Judaism. At any rate one never reads immediately. I know very well that one always reads from within certain schemes and mediations, so I do not demand that one read me - as if before my texts you could put yourselves into some kind of intuitive exstasy - but I demand that one be careful with the mediations, more critical regarding the translations and the detours through contexts that very often are quite far away from mine."
Translated by PK, 1995- the German transcript of this interview is found in Florian Rötzer's book, Französische Philosophen im Gespräch, Munich 1986, pp. 67-87, here: 74 (Klaus Boer Verlag, ISBN 3-924963-21-5)
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